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Was kann als autistenfeindlich bezeichnet werden?

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07.01.13, 16:33:12

55555

Als Vergleichsmaßstab nenne ich hier einmal den Ansatz zur Unterscheidung zwischen bloßer Kritik und Antisemitismus nach Nathan Sharansky (israelische Einwanderungskommission):

Doppelmoral, Dämonisierung, Delegitimierung

Trifft eines dieser Kriterien zu, handele es sich nicht mehr um bloße Kritik.

Wie würdet ihr eine Übertragung auf die Gruppe der Autisten als zweckentsprechend empfinden?
07.01.13, 20:07:19

Mama

Ich finde alle drei Begriffe feindlich.
Auf Autisten bezogen möchte ich zwei davon so begründen:
Dämonisierung: Bei dem jüngsten Attentat auf eine Schule wurde der Täter als Autist "geoutet". Ob das stimmt sei dahin gestellt.
Delgitimierung: Vielen Autisten wird es abgesprochen ein erfülltes Leben zu führen. Obwohl sie nur andere Maßstäbe und Kriterien haben.
09.01.13, 00:58:42

55555

Interessant an diesem Ansatz finde ich, daß die Legitität vorausgesetzt wird. Im Grunde ist das auch richtig, aber ist die Konsequenz richtig jeden als Feind einzuordnen, der die Legitimität dekonstrukieren will (Was reicht dafür? Infragestellung?)? Im Grunde schon, wenn man die Legitimität als Teil der Integrität der Gruppe betrachtet. Mir schaudert etwas vor der Konsequenz: Wen man man nach diesen Kriterien als nicht autistenfeindlich bezeichnen? Die "Berufsautisten" sicherlich auch nicht, die soweit mir bekannt alle mehr oder weniger die eigene Gruppe delegitimieren und gerne auch Doppelbegrifflichkeiten mitverbreiten.
09.01.13, 10:53:24

Mama

Ich finde "Feind" in diesem Zusammenhang ein bisschen zu drastisch vormuliert.

Was verstehst Du unter "Berufsautisten"? Nicole Schuster und Co.?

Habe mich erst jetzt mit Nathan Sharansky's 3-D-Test befassen können, daher kann ich nun erst gezielt auf Deine Frage eingehenund habe zuvor (wie Du zu Recht schon mal bemängelt hast) vorschnell geantworet.

Worte wie Doppelmoral, Dämonisierung und Delegitimierung sind keine präsenten Worte. Es sind Begriffe aus der Vergangenheit (zumindest in Europa), die unmittelbar mit Antisemitismus zu tun haben. Gut, der Begriff Doppelmoral wird schon mehrfach in verschiedenen Zusammenhängen gebraucht und hat sich demnach umgangssprachlich aus seinen Fesseln befreit.
Dennoch finde ich es nicht gut diese Vergleiche zu ziehen.

Manchmal habe ich den Eindruck Du möchtest durch solch provokante Themen Autisten heroisieren. Oder geht es Dir dabei um die Suche nach adäquaten Kommunikationspartnern, welche Du auf diese Weise selektieren kannst?



09.01.13, 11:31:33

55555

geändert von: 55555 - 09.01.13, 11:37:37

Die Begriffe mit denen vermeintlich inakzeptable Haltungen stigmatisiert werden unterscheiden sich, entsprechen aber schon dem Begriff -feindlich. Judenfeindlich ("antisemitisch" - trotzdem die Semiten nicht nur aus Juden bestehen), homosexuellenfeindlich ("homophob" - obwohl es da nicht unbedingt um Ekel, etc. geht), frauenfeindlich. In Bezug auf Autisten fehlt da noch ganz ein etablierter Begriff oder ich kenne ihn nicht.

Der Begriff "Berufsautist" wurde glaube ich mal auf autismus-kultur.de geprägt und zwar für solche Personen, die in der Öffentlichkeit als Autisten herumtingeln und dieser Öffentlichkeit mehr oder weniger das vermitteln, was sie will (meist wohl gegen Honorar oder Reklame für ein eigenes Buch). Es mag ein Schritt sein um überhaupt in der Öffentlichkeit vorzukommen, dennoch ist das mitunter kritisch zu sehen, was in diesen Auftritten an Kompromissen eingegangen wird. Ein Teil davon würde vielleicht in die Kategorie "autistenfeindlich" fallen, wie Auftritte von Frauen zur Zeit der Frauenbewegung, die teils die "Gegenseite" bestätigten (oft wohl aus Unreflektiertheit oder mangelnder Hintergrundbildung).

Welche Vergleiche findest du nicht gut? Was soll daran Heroisierung sein eine Gruppe gegen Diskriminierung schützen zu wollen, so wie es auch andere Gruppen tun, die mit dem Kampf gegen Diskriminierung schon weiter sind als wir Autisten?
10.01.13, 10:06:56

Mama

Deine Erklärung hinsichtlich der Begriffe, die intertolerante Menschen erfunden haben unterstütze ich voll und ganz. Ich benutze diese Neuzeit-Worte nicht, da ich finde es gibt schon genug Worte, die das Gleiche aussagen, und mein Gehirn nicht mit tausend Synonymen vollgestopft werden soll.

Ich denke, ich assoziere mit dem Wort "Feind" ein großes Ungetüm das mir mein Leben nehmen möchte. "Feindlich" hingegen wirkt auf mich harmloser. Dies nur zur Erklärung.

Es freut mich das Du die Auftritte der gestylten und preparierten Autisten auch so siehst wie ich. Sicherlich können solche Auftritte dem Ansehen von Autisten schaden, aber sie haben auch etwas Gutes hervorgebracht. Die Menschen haben erkannt das Autismus nicht immer so ist wie Rainman (filmisch zwar stark überzogen und vermischend dargestellt) oder Autisten schaukelnd unter Tischen sitzen. Autismus hat viele Gesichter und das hat Interesse geweckt. Ein Zugang wurde geöffnet und unsere Aufgabe sollte sein, ihn nicht mit Müll zu stopfen zu lassen.

Diskriminierung ist schon immer ein großes Übel der Menschheit gewesen und sicherlich muss dagegen immer gekämpft werden. Aber dies ist eine sehr schwere, wenn nicht sogar eine unlösbare Aufgabe. Der Weg sollte mit Aufklärung gepflastert sein und gleichzeitig sollten alle Autisten auf Anfeindungen nicht reagieren sie nicht beachten und als Teil des Menschen hinnehmen. Was der Mensch nicht kennt, verängstigt ihn. Kennt er es, versteht es aber nicht dann verspottet er. Lass uns lächelnd dieses immer wiederkehrende Muster beobachten und trotzdem weiter aufklären.

Juden wurden verfolgt und ermordet. Autisten werden das nicht. Daher sind für mich die Vergleiche nicht gut.
10.01.13, 13:17:30

55555

Zitat von Mama:
Juden wurden verfolgt und ermordet. Autisten werden das nicht. Daher sind für mich die Vergleiche nicht gut.

Autisten sind akut von einem wahrscheinlich unmittelbar bevorstehenden länderübergreifenden Völkermord bedroht, die gesetzlichen Grundlagen existieren bereits. Wenn es einen berechtigten Vergleich gibt, dann doch wohl um solche Ereignisse zu verhindern?
10.01.13, 17:34:40

Mama

Nein, das finde ich nicht.
Ich finde das Du gerade sehr dramatisierst und zudem auch sehr krasse Ansichten vertrittst.
10.01.13, 18:00:27

55555

Kurz vor dem letzten Völkermord hierzulande wollten es auch sehr viele nicht wahrhaben. Übel nehme ich dir an dieser Stelle aber, daß du derartig pauschal antwortest.
10.01.13, 19:12:27

Fundevogel

Zumindest der letzte Völkermord scheint mir deshalb so "gelungen" zu sein, weil Argumente "auf leisen Pfoten" in die Gehirne der Bevölkerung zogen und eine Menge eher harmlose Leute deshalb sehr lange nicht erkannt haben, dass sie willfährige Mittäter geworden waren.

In dem neuen Kinofilm über Hannah Ahrendt wird die von ihr deutlich gemachte "Banalität des Bösen" wieder ins Gedächtnis gerufen.

Nachher ist man immer klüger und kann einen Völkermord mit klarem Kopf feststellen.

Auch wenn es verschreckt, mir ist lieb, wenn "die Sirene in den Anfängen heult" und mich aufhorchen lässt, damit die Möglichkeit noch offen ist, die Politik mitzubestimmen.
10.01.13, 19:36:13

Mama

geändert von: Mama - 10.01.13, 19:37:05

@55555

Ich habe den Enthinderungs-Blog gelesen und war entsetzt über diese Schwarzmalerei. Dann lese ich diese Aussage von Dir .
Ich stehe sicherlich auf Deiner Seite, finde aber das Du hier einfach zu krass bist.
Deine Art Alarm zu schlagen ist zu laut, sie verängstigt einen Menschen eher anstatt in den Kampf um Anerkennung oder zumindest Akzeptanz mit zuziehen. Daher meine pauschale Antwort. Differenzierung war mir an dieser Stelle nicht möglich.
Bei dem von Dir genannten bevorstehenden Völkermord handelt es sich um Abtreibungen. Ich habe noch nicht mitbekommen das es eine sichere Methode gibt um Autismus im Mutterleib zu erkennen. Ich bin mir auch ziemlich sicher das es so schnell oder überhaupt passieren wird. Daher meine Vorsicht bei derartigen Vergleichen.
Deine Aussage bezüglich der Blindheit der Menschen zur Zeit des Naziregimes kannst Du mit der heutigen Zeit nicht vergleichen. Damals wurde den Menschen Mist erzählt und die Schuld an der schlechten Zeit den Juden zu geschrieben. Verurteilen kann man die Menschen nicht, die an den Lippen der heuchelnden Lügner hangen. Damals gab es kein TV, Internet oder dergleichen.
Der Weg ist die Aufklärung und nicht der eine Schneise zu ziehen.
Du fragtest zu Beginn dieses Threads welches Wort autistenfeindlich ist. Das Wort ist meiner Meinung nach das Wort "autistisch". Es wird angewandt ohne überhaupt zu wissen was es bedeutet. Lass uns da beginnen, damit die Menschen verstehen.
10.01.13, 19:56:10

orka

Zitat von 55555:

Autisten sind akut von einem wahrscheinlich unmittelbar bevorstehenden länderübergreifenden Völkermord bedroht, die gesetzlichen Grundlagen existieren bereits.


Jeder User sollte sich überlegen, ob er diesen Fanatismus weiter mit Anwesenheit/Beiträgen im Forum unterstützt !!!!

Auswilderungsprojekt/Autistenkommune/ESH ..... unter dieser Regie ?? Nein Danke !!!!
 
 
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