Ableismus
10.02.14, 09:48:41
starke Dame
Hallo,
ich bin auf ein neues Wort gestoßen, Ableismus, ich bin mir nicht sicher, ob ich es richtig verstanden habe, doch scheint es so zu sein, dass es ähnlich wie bei Sexismus, Diskriminierung wegen dem Geschlecht, eine Diskriminierung wegen des Könnens sein soll.
Ich habe auch hierzu einen Link von einer PDF-Datei, bunt und frech - mutig und laut. Von der Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland.
http://isl-ev.de/attachments/article/1075/bunt%20und%20frech-mutig%20und%20laut_barrierefrei.pdf
Von dieser Interessenvertretung an sich fehlt mir noch jedes Hintergrundmaterial, doch manche Dinge finde ich sollte man lesen, auch wenn es 87 Seiten sind.
Hier auch ein Zitat von Ninia Basis" Enthinderung
heißt für mich, die
Bereitschaft der Gesellschaft, mich in
allen Belangen voll zu inkludieren. "
"Inklusion ist für mich,
wenn jeder
Mensch als Individuum von der Gesell
schaft nicht nur akzeptiert, sondern
auch eingebunden wird. Dazu gehört
auch, dass die Gesellschaft durch ein
Umdenken und Umbauen jedem Men
schen Teilhabe ermöglicht. "
"Ableismus begegnet mir im Alltag,
wenn Menschen mich anstarren oder
mich wie ein Kind behandeln. Wenn
Menschen mich belächeln oder mich
heroisieren. "
Es wird auch etwas auf verschiedene Themen eingegangen, z.B. warum Menschen dazu gebracht werden angepasst zu sein, das es nicht richtig ist, da es ja auch suggeriert, nicht richtig zu sein.
Ich habe teilweise vieles gefunden was ich gut finde und würde gerne wissen, was ihr über diesen Flyer denkt und über das Wort Ableismus, bzw. wie man auch Ableisten gegenüber treten soll.
10.02.14, 17:14:53
55555
geändert von: 55555 - 10.02.14, 17:18:58
Zum Begriff hatte ich offenbar
hier schon einige Gedanken geäußert.
Zu ISL fällt mir
dies ein.
11.02.14, 01:50:32
drvaust
Der Begriff '
Ableismus'/'Ableism' ist schwierig und wird verschieden gedeutet, vermutlich oft falsch verstanden. Ein Fremdwort, das nicht einfach verstanden wird.
Da bevorzuge ich den deutschen Begriff '
Behindertenfeindlichkeit', der ist hier leicht verständlich.
Die PDF-Datei finde ich gut, eine umfangreiche Sammlung und Betrachtung zum Thema.
Eine interessante Anrede auf Seite 4:
Zitat:
Liebe Freunde und Freundinnen, liebe Freaks, liebe Krüppel und Verrückte, liebe Lahme, liebe Eigensinnige, Blinde, Kranke und Normalgestörte!
Nur wird da etwas ignoriert oder die sind nicht richtig informiert, z.B. auf Seite 4:
Zitat:
Eigentlich ist es unvorstellbar, dass es bislang in Deutschland keine Disability & Mad Pride Parade gegeben hat.
Seit Jahren gibt es in Dresden am 5. Mai eine 'Parade der Vielfalt'. Dort treffen sich viele Arten von 'Behinderten', um Inklusion zu fordern und gegen Behinderung zu demonstrieren. Leider nur in Fußgängerzonen und auf Nebenstraßen, jedoch auch laut mit Samba-Band. Das scheint bei ISL noch nicht angekommen zu sein oder wird ignoriert, obwohl auf Seite 19 eine der Organisatorinnen vorgestellt wird.
11.02.14, 11:59:43
55555
Ich finde auch, daß es problematisch ist den Begriff einfach ao ins Deutsche zu übernehmen. Dis-ability ist ja der gängige englische Begriff für Behinderung. To be able bedeutet zu etwas fähig zu sein, etwas zu können. Als kritischer Begriff geht er damit an sich wohl in die Richtung dessen, was wir in Deutschland allgemein als Kritik an der Leistungsgesellschaft kennen. Problematisch bleibt daran, daß hier wieder etliche Personeneigenschaften als "Fähigkeit" dargestellt werden, obwohl die Unfähiggemachtheit eben eher in den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen verborgen liegt.
11.02.14, 16:32:08
starke Dame
Ich habe es so verstanden, dass die Reduzierung auf das Könnens verurteilt wird, das es nicht um Behinderung oder Nichtbehinderung geht, sondern schlicht um Mensch, so dass Ableisten, diejenigen sind, die Menschen nach ihrem Können reduzieren.
11.02.14, 17:35:32
55555
Aber auch das Können (besonders die Wertschätzung von bestimmtem Können in Relation zu anderem Können) hängt von den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen ab und ist keine feste Eigenschaft der Person. Man könnte es natürlich so wie beim Rassismus verstehen, daß Ableism die Diskriminierung von Menschen bezeichnet, welche auf die Annahme bei Diskriminierern zurückgeht, es gehe um Können als Personeneigenschaft.
Klar, ein Gehörloser kann nicht oder nur schwach hören. Aber wird das nicht nur so herausragend beachtet, weil eben diese Gesellschaft weitgehend kein Universelles Design für Gehörlose kennt und somit kaum Inklusion?
Bei Autisten ist es dann zudem noch so, daß vermeintliches Nichtkönnen oft auf Belastungen durch Barrieren im Alltag zurückgeht.
11.02.14, 21:22:17
starke Dame
Bei Autisten ist es dann zudem noch so, daß vermeintliches Nichtkönnen oft auf Belastungen durch Barrieren im Alltag zurückgeht.
Ich verstehe das so, dass es auch mit dem Recht auf Teilhabe zu tun hat, d.h., die Barrieren müssen in der Form beseitigt werden, dass eine Teilhabe möglich ist.
Es würde also bedeuten, wenn z.B. ein Autist durch die Barrieren nicht teilnehmen kann, z.B. Schule, hat er das Recht auf barrierefreien Zugang und wenn ich das richtig verstanden habe, steht das Recht auf Teilhabe höher als das Recht der Schule auf Anpassung.
D.h., jeder kann sich gegen Kommentare, das muss der Autist so mit machen, sonst könnte ja jeder das haben wollen, oder Sätze, wie, da soll er sich nicht so anstellen, eine Beschneidung der Teilhabe ist und somit auch eine Diskriminierung und man könnte dann dies auch demjenigen entsprechend vorwerfen.
Mich hatte dieses Wort, Ableismus / Ableisten, so interessiert, das ich nach Möglichkeiten suche, wie ich das Wort Behindertenfeindlichkeit, besser anders benennen kann. Ich möchte dazu übergehen, diese Wörter zu ersetzen. Im Prinzip ist es egal, wer wie ist, es ist in der Ursache nur wichtig, dass er unter den für ihn individuell notwendigen Bedingungen, die dann auch zur Verfügung stehen müssen, teilhaben kann und nicht wie ein schmales Abwehrangebot hinnehmen muss.
11.02.14, 22:04:53
55555
Sicherlich ist es ein Rechtsverstoß Barrieren nicht abzubauen. Es verstößt gegen die verfassungsgemäße Pflicht des Staates Behinderte nicht zu benachteiligen und auch gegen Menschenrechte, wie das Menschenrecht auf Bildung, auf Gesundheit, auf Inklusion, etc.
Wenn Barrieren nicht ausgeräumt werden und das das eigentliche Problem darstellt, wäre dieser Begriff wohl kein richtiger?
"Ableisten" gibt es übrigens schon als deutsches Wort. ;)
11.02.14, 22:58:51
starke Dame
Stimmt, jetzt hab ich es für mich verstanden, dieses neue Wort trifft es nicht richtig.