@Zoccoly:
Nächstes Mal solltest du mal dem Optiker eine Brille verpassen, die du für angebracht hälst. Dann sieht er die Dinge mal aus einer "anderen Sicht".
"realität ist rein subjektiv" auch wenn sie sich bei der großen mehrheit vielleicht überwiegend stark ähneln oder sogar übereinstimmen sollen, gibts immer irgendwo unterschiede.
Ja, wollte ich damit ausdrücken. Jeder sieht eine andere Realität und für jeden ist "seine" echt. Ich neige wohl dazu, einfache Dinge kompliziert darzustellen.
die formulierung , wie die norm sieht ist meiner Meinung nach unglücklich gewält, da sich die entsprechenden rezeptoren bei jedem lebewesen individuell sind.
Deshalb hatte ich "Norm" oder "normal" in Anführungsstriche gesetzt. Sollte heißen, zu sein, wie andere es gerne hätten und mein Sohn es auch wieder wollte. Er wollte so sein wie vorher. Und für ihn war
wie vorher sein "normal".
Er war nicht bereit, diese Diagnose anzunehmen. Er war sechzehn, es platzte von einem Tag zum anderen herein.
Wir wussten nicht, ob es ewig so bleiben würde und ich versuchte ihm irgendwie verständlich zu machen, dass jeder unsere Welt aus seiner eigenen Sichtweise betrachtet.
Er war drei Monate in der Jugendpsychiatrie und hat dort Gegenstände zerschlagen. Warum?
Er war verzweifelt, hatte Angst, das "Komische da"
(in Anführungsstriche - seine Worte) könne für immer bleiben.
Keiner konnte ihm die Angst nehmen, da holte ein Pfleger die Chefärtztin, die in sein Zimmer kam und sagte, dass sie ein Mädchen kenne, dass auch gelernt habe, damit zu leben.
Für meinen Sohn war das wie ein Todesurteil -
zu lernen, damit zu leben - nur weil er einmal Cannabis probieren wollte. Ein Stempel. Peng! Du hast es jetzt bekommen wie die Pest und musst damit Leben!
Danach schlug er vor Verzweiflung Stühle und Tisch gegen die Wand. Sollte Medikamente nehmen, die Impotent machen, Schulprüfungen (Gymnasium) absagen. Schule vergessen, weil Medis machen extrem benommen und müde.
Er sagte mir, dass er nun für den Rest seines Lebens, was gerade erst begonnen habe, wie ein Zombi rumlaufen müsse. Irgendwann hielt ich einen Abschiedsbrief in den Händen. Zum Glück ging noch geradeso alles gut.
Und ich, die überhaupt keine Ader zum Trösten hatte, fing an herum zu philosophieren. Überlegte, wie ich es ihm erklären sollte, dass er trotzdem (falls es nicht weg geht) normal sei.
Aussage meines Mannes zu mir: "Sowas kann er nur von dir haben ..." wie nett von ihm!
Bei mir selbst ist es etwas ganz anderes. Ich habe zwar auch überlegt, ob ich seit über fünfzig Jahren mit einer Psychose rumlaufe, aber das kann nicht sein, ist eindeutig!
Ich kann damit leben, solange ich nicht überfordert werde (was wohl derzeit so scheint)
Nachdem ich jetzt ein Glas Wein getrunken habe und vor Müdigkeit die Augen kaum mehr öffnen kann, versuche ich mal den Begriff "normal" objektiv zu beschreiben.
Was denkt ihr, was normal ist?
Es gibt keine normalen Menschen. Es ist völlig normal, unnormal zu sein. Wer normal zu sein glaubt, hält sich für normal, ist es aber nicht. Denn normalerweise sind normale Menschen in dieser unnormalen Gesellschaft nicht normal. Und "irgendwie krank" ist kein Mensch, der sich nicht krank fühlt. Wer aber glaubt nicht krank zu sein und andere gesunde Menschen für "irgendwie krank" hält, ist selbst nicht ganz gesund.
Oh, noch ein Glas Wein und
ich glaube nicht mehr "normal" zu sein.

Es lebe die Individualität