Verstehe ich das richtig, dass du das Fehlen über ein Mehrheitsvorkommen definierst, also Minderheit etwas minder hat als andere?
Nein. Ein Beispiel: Den roten Blutkörperchen von Säugetieren fehlt der Zellkern. Alle anderen eukaryotischen Zellen bis hin zum Einzeller haben einen Zellkern und sind sogar danach benannt. Die roten Blutkörperchen von Vögeln haben auch einen. Die roten Blutkörperchen der Säugetiere funktionieren ohne Zellkern genau so gut, aber es fällt eben auf und ist eine einfache Möglichkeit, Säugetierblut zu erkennen. Auf einem Bauernhof sind Tiere, denen der Zellkern in den roten Blutkörperchen fehlt, die absolute Mehrheit. Es sei denn, es ist eine Geflügelfarm.
Säugetiere sind unter den Landwirbeltieren nicht eine Minderheit, auch keine Mehrheit, sondern einfach nur eine Gruppe G mit einem Merkmal M und Merkmal M = Fehlen von K.
Wenn angeborene natürliche Nasen hier nur noch bei Minderheiten zu finden wären/sind, ist das dann ein Fehlen?
Wenn der Mehrheit natürliche Nasen (N) fehlen und nur noch bei Minderheiten zu finden sind, dann hat die Mehrheit der Menschen erst mal unnatürliche Nasen (U) und natürliche fehlen.
Dass jemand 2 Nasen oder keine hat, ist sehr selten, lassen wir das mal außen vor.
Mehrheit und Minderheit hat was mit Anzahl der Individuuen zu tun und nicht mit Ab- oder Anwesenheit von Merkmal N oder U.
Minderheit ist natürlich immer die zahlenmäßig kleinere Gruppe und nicht die Gruppe, denen ein bestimmtes Merkmal N fehlt. Wie im Beispiel der Blutkörperchen fehlt der absoluten Mehrheit der Säugetiere der Zellkern darin.
Was die Mehrheit der Menschen daraus konstruiert, wie zum Beispiel "unrasiert" konstruiert wird, um ein Fehlen von Hygiene zu suggerieren, statt darauf hinzuweisen, dass den Rasierten ja eigentlich was fehlt (Haare), steht auf einem ganz anderen Blatt.
Wenn ich im Zusammenhang mit diesen sogenannten NA-Trieben von faschistischen Neigungen schreibe, dann nicht im Zusammenhang mit irgendeiner bestimmten Richtung... Das ist ein Symbol für die Macht des Rudels und faschistische Systeme bauen meist ganz besonders auf das Rudelgefühls, für viele NA scheint das jeweils eine regelrechte emotionale Befreiung zu sein.
Das stimmt, aber sind die ideologischen Köpfe der Rudel nicht gefährlicher?
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Und da meine ich halt, wenn es eine angeborene Veranlagung dazu gibt eher dazu zu neigen einem Rudel zu folgen und andere Rudel leicht pauschal emotional als Feind zu betrachten als eigene Positionen hochzuhalten und sich auf der Sachebene zu bewegen, dann ist das eine Veranlagung, die erhebliche Auswirkungen auf politische Realitäten in dieser Welt hat. ... "der Mensch" sei von seiner sozialen Veranlagung in der vorgeschichtlichen Zeit stehengeblieben...
Da stimme ich zu.
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Es ist eine Veranlagung, die demnach gewissermaßen allgemeingefährlich fremdgefährend ist, durch die Autisten vielleicht nie längerfristig in Frieden leben können werden. Das kannst du natürlich gerne in Frage stellen.
Nein. Ich weiß, dass es so ist. Wir werden nie in Frieden leben. Ich war gerade auf einem Konzert und bin nach 30 Minuten wieder gegangen, weil es nicht möglich war, ruhig in der Ecke zu sitzen und Musik zu hören. Mal abgesehen von den Qualen, die ich am Einlass und beim Abgetastet werden erleiden musste - immerzu wurde um mich herumgehampelt, mir mit dem Ellenbogen haarscharf am Gesicht vorbei gewedelt - dabei hatte ich einen Sitzplatz - und dauernd musste laut gepfiffen und Woooohoooo! geschrien werden wie in einem Stadion. Ich konnte die eigentliche Musik nicht hören. Paul Kalkbrenner kann mich gerne zuhause besuchen und mir was vorspielen und diese Blitzlichtshow machen, aber so ein Konzert tue ich mir nicht mehr an. Ist ja lebensgefährlich.
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"Rückzugstrieb" und "Zahlenspieltrieb" halte ich für nicht wirklich fundierte Ansätze die Realität zu beschreiben. Beim "Gerechtigkeitstrieb" und dem "Ordnungstrieb" käme es vielleicht schon hin. Und ich finde die Begriffe jetzt spontan ehrlich gesagt alles andere als schlimm.
Dann kann man sie ja verwenden. Ich finde, ich habe einen natürlichen Rückzugstrieb. Ich konnte jetzt nach dem Konzert meine ganze weitere Planung in die Tonne treten, vor Montag gehe ich nicht mehr raus.
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Trieb als Begriff bezeichnet ja Veranlagungen, die wohl kulturübergreifend einen bestimmten menschlichen Archetypen (typischerweise) eigen sind. Bedürfnisse hingegen sind auch kulturabhängige Impulse, etc.
Ja, da kann ich zustimmen. Für mich ist Trieb eigentlich das, was tun würde, wenn ich mich nicht benehmen müsste.
Kann man auch Bedürfnis nennen, aber für mich ist das schwer zu trennen. Gesondert diskutieren?
Dass "Spezialinteressen" zu Autistenfeindlichkeit leiten können, ist wahr und es nervt mich auch, dass alles, das mich interessiert, gleich ein Spezialinteresse sein muss. Eine Frau hier schrieb ja sogar, sie sei das Spezialinteresse ihres Freundes, das hat mich schon etwas betroffen gemacht.
Er steht auch in den Diagnosekriterien.
Trotzdem werde ich es verwenden, wenn ich mich verständlich machen muss.
"Abwesenheit" und "Fehlen" von irgendwas ist an sich nicht diskriminierend, es kommt auf den Zusammenhang an. Wenn ein Roman sich durch die Abwesenheit von schlechten Kritiken auszeichnet, diskriminiert das nicht den Roman.
Was sind denn Filter? Wollen wir die überhaupt? Ich will sie nicht, ich möchte nur, dass die anderen nicht dauernd so laut schreien und rumhampeln wie auf dem Kinderspielplatz.
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Wundert mich, so eine Haltung scheint mir eher modern zu sein, damals waren die Osmanen ja deutsche Verbündete in WK1.
Vielleicht hast du mich falsch verstanden. Es geht denen um "Rasse". Schwarze Haare und dunkle Haut ist in den Augen solcher Leute minderwertig. Sie würden es nie zugeben, dass sie so fühlen, aber man merkt es an Details.
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Wie soll ich mich denn anders ausdrücken?
"Weist kein XY auf"?
Und dann findest du es nicht diskriminierend, dass Autisten keine Filter aufweisen? Was ist das denn bitte für eine Haarspalterei!
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"Gut" oder "schlecht" konstruiert sich für ein neues (mutiertes) Merkmal erst durch die Umwelt.
Nein, durch einen bewertenden Betrachter.
Den braucht es in der Biologie nicht, da sind wertende Betrachter eine relativ neumodische Erscheinung. Und doch hat es sich für die Dinosaurier als negativ herausgestellt, groß zu sein unter Umweltbedingung XYZ.
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Ein Gen wird falsch gelesen oder falsch neu zusammengebaut. "Falsch" = nicht wie vorgesehen identisch mit der Vorlage.
Der oft zu beobachtende Vorgang wird durch einen selten zu beobachtenden Vorgang ersetzt. Beide Vorgänge sind Grundlagen des Systems.
Ja, natürlich passiert der Fehler selten und er ist im System mit "eingeplant" als wichtiges Element.
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Würde ich keine Fehler haben, hätte ich auch keine Stärken.
Eine gerne verwendete Denkweise, die ich für unsinnig halte.
Ich gar nicht, denn meine Fehler und Stärken sind sogar identisch oder resultieren aus derselben Ursache. Meine Fehler oder Normabweichungen machen mich auch erst zu einem Individuum. An diesem Punkt kann ich "Fehler" und "Stärke" sogar synonym verwenden. Es ist eine Frage des Blickwinkels. Ich komme weiter unten noch dazu.
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Dieser Haltung liegt eine Norm zugrunde, die du bei der Bewertung anlegst.
Sicher liegt bei allen Vergleichen oder Versuchen, Dinge zu bezeichnen und zu beschreiben das zugrunde, was wir kennen oder was wir als den Zustand betrachten, der als Realität festgestellt wird. Zum Beispiel gilt es allgemein als anerkannte Tatsache, dass Frauen keinen Penis haben. Wenn ich nun eine sehen würde, die einen hat, dann wäre ich erstaunt und es könnte passieren, dass sie im Freundeskreis "die mit dem *ihrwisstschon*" genannt wird.
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Du kannst sicher als Mensch dahin streben wo du dein Ideal siehst. In dieser Diskussion geht es aber nicht um deine Bewertung deines Lebens, sondern darum, daß du dir auf begrifflicher Ebene das Recht herausnimmst für ganze Gruppen zu entscheiden was Norm sein soll. Z.B. daß allen Menschen ohne Arme, die Arme "fehlen".
Da gibt es eine Doppelbedeutung von "fehlen", zuerst einmal sind die Arme nicht da und dann werden sie entweder vermisst oder nicht. Ich meine mit "fehlen" die Tatsache, dass 0 (Null) Stück von etwas vorhanden sind. Wie jemand mit der Abwesenheit von zum Beispiel einem Penis umgeht, steht ja auf einem ganz anderen Blatt und ist nicht die rational- sachliche Bedeutung, sondern eine emotionale. "Meine Zyste fehlt mir nicht" kann missverständlich sein, wurde sie entfernt oder nicht? Oder wird gerade in einem geheimen unterirdischen Labor von angehenden Medizinstudenten gequält? Hm.
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Eine Krankheit ist in meinen Augen eine lebensbedrohende oder lebensverkürzende Angelegenheit, welche die Lebensqualität [...] senkt
Aha, ggf. ein neuer Thread dazu? Den Bezug auf die bloße Dauer eines Lebens finde ich schon einmal ziemlich bedenklich. Denn die Dauer eines Lebens macht seinen Wert sicherlich nicht aus.
Das habe ich auch nicht gesagt. Über "Wert" habe ich nicht gesprochen. Man könnte sich außerdem mal von der Vorstellung verabschieden, dass krank = weniger wert ist.
Ich würde so etwas lieber mit Leuten diskutieren, die sich selbst als "krank" bezeichnen nach obiger Definition.
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, welche die Lebensqualität in einem Maße senkt, dass keine Barrierefreiheit der Welt helfen kann.
Das ist eine hohe Hürde, so wie ich es verstehe.
So hoch wie ein Grabstein quasi.
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Wenn ich Grippe und hohes Fieber habe und blaue Elefanten an der Zimmerdecke sehe, dann bin ich ganz schön krank.
Wieso bist du dann krank? Ist sie denn lebensbedrohend oder lebensverkürzend?
Potentiell ja und sie beeinträchtigt die Lebensqualität in diesem Moment enorm. Ich bin dann krank, weil ich mich krank fühle, Schmerzen habe, und mich so bezeichne und weil ich nichts machen kann.
Wenn das zum Dauerzustand wird, gewöhne ich mich vielleicht daran, *krank* ist dann *normal*, dann geht es nur noch um Barrieren und Schmerzmittel und vielleicht fühle ich mich dann nicht mehr krank, sondern an meiner Entfaltung gehindert. Könnte durchaus passieren.
Sicher ist das im Einzelfall schwer zu differenzieren, aber der Begriff "krank" ist klar pathologisierend, allein die Wortbedeutung. "Fehlen eines Merkmals" in meinen Augen nicht generell.
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Kann schon sein, vielleicht würde er auch gerade deswegen überleben, weil irgendwelche Inseltiere gerne Menschen töten, die sich schnell bewegen.
Wenn jemand auf seinem Bauch kriechend 10 Meter in der Stunde schafft und jede Überanstrengung die Krankheit verschlimmert, wird er allein nicht überleben, es sei denn, es fliegen gebratene Tauben rum.
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und auch in einer Urgesellschaft würde man sich seiner vermutlich entledigen.
Diese Annahme ist heute sehr verbreitet, ich halte sie für weitgehend anachronistisch. Diese Art von selektiver Behindertenfeindlichkeit hat sich in vielen Kulturen so wohl erst mit der Evolutionstheorie durchgesetzt. Es ist wohl auch ein Irrglaube es hätte in der "Vorzeit" ständig irgendwelchen existenziellen Mangel gegeben.
Nun, ich kenne mich da ein bisschen aus mit der Urgesellschaft und darum steht da auch "vermutlich".
Heutzutage entledigen sich Frauen in armen Ländern ihrer weiblichen Embryonen oder auch Neugeborenen, weil es einen geringen Vorteil ergibt. Sie tun das unter dem Druck der Umwelt, ihrer Männer vor allem. Kindstötung in schlechten Zeiten ist nichts typisch menschliches und keine Erfindung der Neuzeit.
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Erst in unserer Überflussgesellschaft ist es möglich, diesen Menschen ein angenehmes Leben zu bereiten.
Nö.
Ohne Überfluss kann ich niemanden mit durchbringen, der kommplett gelähmt ist, selbst wenn es ein guter Entertainer ist. Die Versuchung ist schon groß, demjenigen weniger Essen zu geben, wenn alle hungern. Oder ihn zu vernachlässigen.
Aber darauf will ich gar nicht hinaus. Mir geht es darum, dass wir problemlos jedem ein angenehmes Leben bereiten könnten, ohne demjenigen ein schlechtes Gewissen von wegen "der Gesellschaft auf der Tasche liegen" einzureden. Ohne ihm von Anfgang an durch Kasernierung in Spezialschulen, in denen ihm Bildungschancen vorenthalten werden, das Leben zu verbauen.
Normalerweise läuft das so: Du kannst nicht laufen --> die anderen hänseln dich --> die Schule kann die Verantwortung nicht mehr übernehmen --> du kommst auf die Sonderschule --> du machst Hauptschulabschluss in 10 Jahren --> du machst eine Lehre in einer Behindertenwerkstatt, wo man dir Vorschriften macht wie einem Kleinkind --> du ziehst in ein Heim, wo du überwacht wirst --> du arbeitest 20 Jahre in der Werkstatt für 68 Euro im Monat, damit du Anspruch auf Rente hast --> du bist Rentner.
Da führt kein Weg raus. Das ist dein Weg, wenn du nicht laufen kannst. Was du stattdessen Tolles kannst, ist egal. Wenn du ausbrechen willst, kriegst du Ärger mit der Heimleitung. Es ist moderne Sklavenhaltung.
Wir könnten all diesen Menschen ein angenehmes Leben bereiten und in früheren Zeiten wäre das nicht so ohne weiteres gegangen.
Ob du das Wort "fehlen" verbieten willst - klang fast so.
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Menschenaffen fehlt der Schwanz, daran erkennt man sie leicht.
Das Problem ist ja der Bezugspunkt, der da durch den Begriff "fehlen" in vergleichender Weise gesetzt wird. Der Schwanz fehlt halt nicht, es gibt in der Regel keinen.
Ist das nicht auch pathologisierend? Ich finde das wirklich Haarspalterei und denke, dass es wichtigeres gibt. Was ist jetzt pathologisierend und was nicht:
"Im Vergleich zu anderen Primaten fällt auf, dass Menschaffen keinen Schwanz haben/ dass Menschenaffen der Schwanz fehlt/ dass bei Menschenaffen der Schwanz nicht ausgebildet wird/ist/ dass bei Menschenaffen der Schwanz abwesend oder nur rudimentär ausgeprägt ist/ dass Menschenaffen nicht über einen Schwanz verfügen/ keinen besitzen."
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Und das auch noch wo wir in einer Gesellschaft leben, in der eine große Anzahl der Menschen alle mögliche Gewalt bis hin zur Ausrottung bei "Fehlern" für angemessen hält. Das ist wie vor einigen Jahrhunderten über jemanden zu sagen: "Das ist eine Hexe".
... Beim Begriff "Fehler" denken ziemlich viele Menschen automatisch weiter, z.B. "das muß weg" oder gar "dann muß der weg".
Vielleicht liegt da der Fehler. Sich dem unterzuordnen in seinem Denken und Sprechen, dass jemand anders bei "Fehler" gleich an "ausmerzen" denkt und nicht an "Vielfalt".
Wird schwer.
Nun ist Fehler ≠ Fehlen, Messer ≠ Messen... gemeinsamer Wortstamm ≠ identische Bedeutung.
Der Aufwand, den Leuten beizubringen, "Fehlen" nicht pathologisch zu sehen ist derselbe wie alle dazu zu bringen, das Wort nicht in bestimmten Zusammenhängen zu verwenden.
Der Aufwand "schwul" nicht mehr negativ zu sehen war derselbe wie "Neger" nicht mehr zu benutzen. Worte verbannen und Wortbedeutungen ändern ist gleich schwer.
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Fehlen beschreibt die Abwesenheit eines Schwanzes beim Menschen... die Anwesenheit eines Schwanzes wäre eine Art "Schönheitsfehler"
Das als Gegensatzpaar darzustellen passt nicht mit meiner Erfahrung der Denkgewohnheiten der Menschen zusammen. Pathologisierung arbeitet sehr oft mit der Konstruktion von vermeintlichem Fehlen. Das ist halt eine etablierte Denkschiene. Aber ich schau mir nochmal Sprachbeispiele an.
Ja, ich weiß eins, dem Gehörlosen fehlt das Gehör, dem Stummen fehlt die Sprache, darum soll man "gehörlos" sagen, denn die Sprache fehlt ja gar nicht, sie ist nur anders.
Nur leider weist "xyz-los" auch auf ein Fehlen hin. Dann sollen sie sich doch "Gebärder" nennen und die anderen die "Gebärdenlosen", das wäre konsequent.
Die Gebärdenlosen, die Rollilosen... und nicht sich selbst die Gehörlosen. Die Schwulen nennen sich auch nicht die Fraulosen.
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Jeder Mensch hat irgendwelche Defizite. Man kann natürlich auch alles positiv sehen:
Bist du sicher, daß du nicht doch weitgehend in Kategorien wie gut und schlecht denkst?
Situationsbezogen sicher. Warm angezogen sein im Sommer ist schlecht, im Winter ist es gut.
Alkoholikerin sein ist für eine Deutschlehrerin schlecht, bei einem Rockstar egal.
Probleme mit der nonverbalen Kommunikation haben ist schlecht in einem Vorstellungsgespräch, egal beim Aquariumreinigen und gut bei einer RTL-Vorabendserie, weil dann das schlechte Schaupiel nicht so auffällt.
Übergenau sein ist eine Schwäche, wenn man etwas schnell improvisieren soll und eine Stärke, wenn man etwas langfristig plant.
Alle autistischen und nichtautistischen Schwächen/Defizite sind gleichzeitig auch Stärken und umgekehrt. Nenn mir irgendeine - ist immer Situationsbezogen. Mal ist es gut, mal ist es schlecht.
Das ist *objektiv* so.
Brustkrebs hingegen ist immer schlecht und da liegt es an jedem selbst, etwas Gutes drin zu finden.
Ich bin sowieso dagegen, Autismus dauernd mit Krankheiten wie Krebs oder Behinderungen wie der Glasknochenkrankheit in einen Sack zu stecken, denn bei uns kommt es SEHR auf die Umwelt an und SEHR auf die Sichtweise und SEHR auf die Situation, ob "Autistische Eigenschaft XYZ" ein Defizit ist oder göttliche Genialität. Autismus ist keine Behinderung, Autismus scheint lediglich in Nichtautisten die Lust zu erwecken, Autisten zu behindern. Aber ob man das von anderen "Behinderungen" auch sagen kann, weiß ich nicht und ob jeder Autist das so sieht, wage ich auch zu bezweifeln.
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Nahezu überall wo man sich für irgendwas engagiert geht es auch um Begriffe. Begriffe transportieren halt Weltbilder, das muß man einfach zur Kenntnis nehmen.
Das weiß ich doch schon lange, aber im Moment hält mich das auf. Du gehst gerade sehr geisteswissenschaftlich an die Aufgabenstellung heran, das wäre eigentlich mein Job. Aber wie ich sagte, ich habe das alles schon so was von zu Tode diskutiert, auch in anderem Zusammenhang, ich hab keinen Bock, über Begriffe zu reden, bevor nicht der Kern des Autismus gefunden ist. Musst du auch zur Kenntnis nehmen.
Wir waren an dem Punkt, dass es etwas mit fehlenden (unbewussten) Wahrnehmungsfiltern zu tun hat und du störst dich an der "defizitären" Formulierung.
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Es besteht ja keine Notwendigkeit zum entweder oder. In anderen Gruppen ist es wohl üblich als kleinstem Nenner auf begriffliche Bedenken Rücksicht zu nehmen oder halt "aktive" sachliche Bedenken und Verbesserungsideen zu besprechen. Ich weiß nicht, was daran im Autismuszusammenhang so schwer sein soll. Ist ja gerade hier so, daß doch ziemlich tolerant mit dem Thema umgegangen wird, eben niemand rausgeworfen wird, sondern versucht wird zu erklären, wieso das einigen wichtig erscheint.
Ich kann mich nicht um 2 Sachen gleichzeitig kümmern. Und du kümmerst dich ja schon um die Begriffsdebatte. Ich bin durch damit. So lange mich keiner krank oder betroffen nennt, ist alles gut.
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Ich finde es schon sehr wichtig, dass man darauf achtet, diskriminierende Bezeichnungen zu vermeiden.
Aha?
Ja, aber außer dir findet vermutlich niemand "Fehlen von Filtern" diskriminierend. Ist nun mal so, Filter fehlen nun mal, was soll's. Ich leb ganz ganz gut ohne und hab meine eigenen.