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Autor Nachricht
Coyote
(Autistenbereich)

Wahrnehmung schafft Realität. Denn unser Handeln orientiert sich nicht daran, wie die Welt ist, sondern daran, wie wir sie wahrnehmen.
.....
Stell dir mal vor, du kommt zur Welt und siehst nur Schwarz-Weiß und einige Grautöne.
Wie lange dauert es, bis du es merkst? Ich meine, merkst, dass du anders bist.
Was machst du dann?
Stell dir vor, irgendwann – nachdem du gerade Erwachsen bist, siehst du plötzlich farbig!
Was machst du dann?

……………………………………………..

Es soll ein Volk geben (Ureinwohner in der Südsee), das tatsächlich ihre Umwelt schwarz-weiß wahrnimmt. Ob es stimmt, weiß ich nicht. Ich habe davon gehört und es soll auch ein Buch darüber geben. Weil es mich sehr interessiert, werde ich es rauskriegen.

Man stelle sich vor, dass für solche Menschen die schwarz-weiße Umwelt als völlig normal empfunden wird, denn sie kennen es nicht anders. Für sie ist dies die „Wirklichkeit“.
Wer sieht denn nun „normal“? Wir? Die anderen?
Normal kommt von Norm. Das heißt, was die Mehrheit, die Masse wahrnimmt.

Plötzlich (vielleicht durch einen Unfall) sieht ein Mensch dieses schwarz-weiß Volkes farbig !!!
Panik – Angst !!! Die Welt hat sich verändert! Ist plötzlich so unwirklich geworden. Das soll weg, das ist schrecklich – so grell, so viele Reize, nicht zum aushalten!

Wir schaffen uns unsere eigene Realität. Unser Tun und handeln orientiert sich daran, wie wir die Welt wahrnehmen. Wie sie wirklich ist, weiß keiner.
Wahrnehmung schafft Realität – Real ist, was wir wahrnehmen.

Klingt kurios …

Dass wir das grüne Licht der Ampel als Grün sehen, liegt noch nicht mal daran, dass sie tatsächlich grün ist, sondern Lichtfrequenzen werden reflektiert, ans Gehirn weitergeleitet.
Menschen setzen die Farben im Gehirn aus den Informationen der Farb-Rezeptoren in der Netzhaut des Auges zusammen. Bei uns wird nur ein Wahrnehmungseindruck ausgelöst.
Hääähhh ?? Wir haben nur den Eindruck etwas zu sehen?

Wenn wir einen Menschen vor uns haben, der alles in schwarz-weiß sieht – wir wissen es nicht und diese Person erst recht nicht – und erklären ihm eine Ampel, dann merken wir wohl immer noch nicht, dass etwas nicht stimmt. Diese Person glaubt, dass wir für die verschiedenen Grautöne verschiedene Bezeichnungen haben.

Ich kenne einen Menschen, der seine Umwelt zwar nicht schwarz-weiß sah, jedoch völlig verzerrt. Häuser, Autos, Gegenstände hatten eine andere Form. Zudem wirkte alles wie in einem Kindermalbuch wie künstlich angemalt.
Wäre diese Person so geboren worden, hätte sie gar nicht bemerkt, dass etwas „nicht stimmt“ und es als völlig normal angesehen.

Mein Sohn wurde nicht so geboren und erlebte somit die Hölle!
Alles erschien ihm fremd und unwirklich – nicht normal. Alles wirkte nicht echt und wenn er ein Glas in die Hand nahm, spürte er es kaum.

Nach einem Jahr Medikamente ist er wieder „normal“, bezw. hatte wieder die Wahrnehmung wie zuvor und wie „die Norm“ es hat. Also so, wie es sich gehört in dieser Welt.

Nur ein Joint reichte aus, die Neugier es nur ein einziges Mal mit drei Kumpels zu probieren.
Der Albtraum begann - Psychose!
15% der Betroffenen begehen Suizid, die anderen versuchen irgendwie zu existieren.
Manche machen damit ihr Abitur, manche leiten eine Firma, denn die Intelligenz ist nicht beeinträchtigt, doch viele werden nie mit dieser Situation fertig, leben in der Psychiatrie oder in betreuten Wohnheimen, auch mit hoher Intelligenz!

Wird eine Psychose nicht rechtzeitig erkannt und nicht mit Medikamenten behandelt, kann es chronisch werden und man muss irgendwie weiter sein Leben meistern.

Stell dir vor, du kommt zur Welt und siehst alles verzerrt. Wann merkst du es? Wahrscheinlich nie, denn du weißt nicht, wie es anders ist und würdest nie erfahren, dass es eine andere Wirklichkeit ist, die von der Norm abweicht.
Aber wehe, du wirst nicht so geboren …

Mein Sohn ist wieder völlig okay, ist voll „der Alte“ und das nur, weil es rechtzeitig erkannt wurde. Die Schule handelte richtig.
Zuvor hatte er die veränderten Symptome bemerkt, nach Hilfe geschrien, doch wurde er weder von Ärzten, Freunden, Psychologen ect. nicht ernst genommen. Sogar ich als Mutter überlegte, ob es nicht übertriebene Pubertätserscheinungen sein könnten. Aber Verfolgungswahn, kein Zeitgefühl und schließlich Halluzinationen können keine Pubertätserscheinungen sein.

Ich bin so glücklich, dass alles wieder gut ist, und er hat verdammt großes Glück gehabt.



Gesellschaftsfähig sein heißt, seine Individualität aufzugeben, um der Herde zu folgen.(H.M.)
26.04.09, 17:59:30
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zoccoly
(Autistenbereich)

geändert von: zoccoly - 26.04.09, 18:49:55

Zitat von Coyote:
Wahrnehmung schafft Realität.

Stell dir vor, du kommt zur Welt und siehst alles verzerrt. Wann merkst du es? Wahrscheinlich nie, denn du weißt nicht, wie es anders ist und würdest nie erfahren, dass es eine andere Wirklichkeit ist, die von der Norm abweicht.
Aber wehe, du wirst nicht so geboren …

Für sie ist dies die „Wirklichkeit“.
Wer sieht denn nun „normal“? Wir? Die anderen?
Normal kommt von Norm. Das heißt, was die Mehrheit, die Masse wahrnimmt.


Ich finde die Aussage "Wahrnehmung schafft Realität" sehr treffend.
Ich brauche mir nicht vorzustellen wie es ist, wenn man alles verzerrt sieht, denn ich wurde so geboren.
So wie du beschreibst wäre mir das auch nie aufgefallen,hätte ich nicht irgendwann mal zu einer augenärztlichen Untersuchung gemusst.
" Natürlich durfte das nicht so bleiben." Ich entsprach ja nicht mehr der Norm.
Man fertigte eine Brille, die alles wieder gerade rücken sollte. Nachdem ich mir in einem Monat unzählige blaue Flecke holte,nur noch im rechten Winkel eine Tür anpeilte und ich unter Dauerkopfschmerz litt, flog die Brille in die Ecke und ich sehe nach meinen Kriterien alles wieder wunderbar gerade. freuen

Das deinem Sohn geholfen werden konnte und alles wieder ok ist, hört sich gut an. Schlimm, dass der Zustand für ihn so lange war.

stillgelegt
26.04.09, 18:39:23
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blackbird
(Standard)

Was ist Realität?

ist ein überschrift mit der sich denk ich in allen lebenslagen auseinander setzen kann.

zum thema sehen, was du angefürht hast:
Zitat:
Dass wir das grüne Licht der Ampel als Grün sehen, liegt noch nicht mal daran, dass sie tatsächlich grün ist, sondern Lichtfrequenzen werden reflektiert, ans Gehirn weitergeleitet.


Zitat:
Nach einem Jahr Medikamente ist er wieder „normal“, bezw. hatte wieder die Wahrnehmung wie zuvor und wie „die Norm“ es hat.


die formulierung , wie die norm sieht ist meiner meinung nach unglücklich gewält, da sich die entsprechenden rezeptoren bei jedem lebewesen individuell sind.

ich würd eher sagen, "realität ist rein subjektiv" auch wenn sie sich bei der großen mehrheit vielleicht überwiegend stark ähneln oder sogar übereinstimmen sollen, gibts immer irgendwo unterschiede.
26.04.09, 22:56:55
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Coyote
(Autistenbereich)

@Zoccoly:
Nächstes Mal solltest du mal dem Optiker eine Brille verpassen, die du für angebracht hälst. Dann sieht er die Dinge mal aus einer "anderen Sicht".

Zitat von blackbird:
"realität ist rein subjektiv" auch wenn sie sich bei der großen mehrheit vielleicht überwiegend stark ähneln oder sogar übereinstimmen sollen, gibts immer irgendwo unterschiede.


Ja, wollte ich damit ausdrücken. Jeder sieht eine andere Realität und für jeden ist "seine" echt. Ich neige wohl dazu, einfache Dinge kompliziert darzustellen.

Zitat von blackbird:
die formulierung , wie die norm sieht ist meiner Meinung nach unglücklich gewält, da sich die entsprechenden rezeptoren bei jedem lebewesen individuell sind.


Deshalb hatte ich "Norm" oder "normal" in Anführungsstriche gesetzt. Sollte heißen, zu sein, wie andere es gerne hätten und mein Sohn es auch wieder wollte. Er wollte so sein wie vorher. Und für ihn war wie vorher sein "normal".

Er war nicht bereit, diese Diagnose anzunehmen. Er war sechzehn, es platzte von einem Tag zum anderen herein.
Wir wussten nicht, ob es ewig so bleiben würde und ich versuchte ihm irgendwie verständlich zu machen, dass jeder unsere Welt aus seiner eigenen Sichtweise betrachtet.

Er war drei Monate in der Jugendpsychiatrie und hat dort Gegenstände zerschlagen. Warum?
Er war verzweifelt, hatte Angst, das "Komische da"(in Anführungsstriche - seine Worte) könne für immer bleiben.

Keiner konnte ihm die Angst nehmen, da holte ein Pfleger die Chefärtztin, die in sein Zimmer kam und sagte, dass sie ein Mädchen kenne, dass auch gelernt habe, damit zu leben.

Für meinen Sohn war das wie ein Todesurteil - zu lernen, damit zu leben - nur weil er einmal Cannabis probieren wollte. Ein Stempel. Peng! Du hast es jetzt bekommen wie die Pest und musst damit Leben!
Danach schlug er vor Verzweiflung Stühle und Tisch gegen die Wand. Sollte Medikamente nehmen, die Impotent machen, Schulprüfungen (Gymnasium) absagen. Schule vergessen, weil Medis machen extrem benommen und müde.
Er sagte mir, dass er nun für den Rest seines Lebens, was gerade erst begonnen habe, wie ein Zombi rumlaufen müsse. Irgendwann hielt ich einen Abschiedsbrief in den Händen. Zum Glück ging noch geradeso alles gut.

Und ich, die überhaupt keine Ader zum Trösten hatte, fing an herum zu philosophieren. Überlegte, wie ich es ihm erklären sollte, dass er trotzdem (falls es nicht weg geht) normal sei.

Aussage meines Mannes zu mir: "Sowas kann er nur von dir haben ..." wie nett von ihm!

Bei mir selbst ist es etwas ganz anderes. Ich habe zwar auch überlegt, ob ich seit über fünfzig Jahren mit einer Psychose rumlaufe, aber das kann nicht sein, ist eindeutig!
Ich kann damit leben, solange ich nicht überfordert werde (was wohl derzeit so scheint)

Nachdem ich jetzt ein Glas Wein getrunken habe und vor Müdigkeit die Augen kaum mehr öffnen kann, versuche ich mal den Begriff "normal" objektiv zu beschreiben.

Was denkt ihr, was normal ist?
Es gibt keine normalen Menschen. Es ist völlig normal, unnormal zu sein. Wer normal zu sein glaubt, hält sich für normal, ist es aber nicht. Denn normalerweise sind normale Menschen in dieser unnormalen Gesellschaft nicht normal. Und "irgendwie krank" ist kein Mensch, der sich nicht krank fühlt. Wer aber glaubt nicht krank zu sein und andere gesunde Menschen für "irgendwie krank" hält, ist selbst nicht ganz gesund.


Oh, noch ein Glas Wein und ich glaube nicht mehr "normal" zu sein. zwinkern
Es lebe die Individualität

Gesellschaftsfähig sein heißt, seine Individualität aufzugeben, um der Herde zu folgen.(H.M.)
27.04.09, 00:12:22
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Mit dem Begriff "normal" ist aus meinem Verständnis heraus eine Wertung verbunden, es ist keine Aussage über statistische Verteilungen. Eine DIN bestimmt, wie Dinge gestaltet sein sollen. Diese Art einer Norm ist also eine Art von Ideal.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
27.04.09, 10:39:42
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Smilla
(Autistenbereich)

Ich habe mich früher immer gefragt, was wäre, wenn jeder die Dinge unterschiedlich wahrnimmt und es nur niemand merkt, weil für jeden seine eigene Wahrnehmung normal ist.

Was wäre, wenn das Grün der Ampel für mich genauso aussieht wie die Farbe Rot für jemand anderen? Dann würde diese Farbe für mich "grün" heißen, genauso wie für den anderen, aber für mich würde sie so aussehen, wie für den anderen "rot". Es gäbe wahrscheinlich keine Möglichkeit, jemals festzustellen, dass wir 2 unterschiedliche Farben sehen, da dafür ja immer die gleiche Bezeichnung verwendet wird, oder?

Schon komisch über sowas nachzudenken...
30.04.09, 08:46:33
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Bluna
(stillgelegt)

Ich glaube auch,dass jeder Mensch zum Teil in seiner Auffassung davon abhängig ist,was ihm einmal beigebracht wurde.
Bei der Wahrnehmung der sogenannten Realität spielt immer auch eine Rolle,von welcher "Seite" man sie wahrnimmt,welche Begriffe man gelernt hat anzuwenden .
Aus dem Ganzen lässt sich der Begriff der "Norm" auch nicht herausnehmen.
Was hat man gelernt als" Norm "wahrzunehmen?
In welchen Zusammenhang stellt man die "Norm"?
usw.

[Gesperrt wegen mutmaßlicher übler Nachrede im Forum, die auf Widerspruch auch noch [url="topic.php?id=3174"] bekräftigt[/url] wurde. In diesem Forum kann kein Raum für mutmaßliche Straftaten sein. Daher erfolgt die Sperrung bis versichert wird, daß die gemachte Behauptung und üble Nachrede allgemein im Forum künftig unterlassen werden wird oder dem Admin per Email bewiesen wird, daß die gemachte Aussage richtig war, mfg [55555]]
30.04.09, 09:33:46
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Coyote
(Autistenbereich)

geändert von: Coyote - 30.04.09, 20:55:14

Zitat von Smilla:
Ich habe mich früher immer gefragt, was wäre, wenn jeder die Dinge unterschiedlich wahrnimmt und es nur niemand merkt, weil für jeden seine eigene Wahrnehmung normal ist.
Schon komisch über sowas nachzudenken...

Ich finde das interessant.

So viele Menschen nehmen die Dinge unterschiedlich wahr. Für meinen Hund existiert nur die Welt, die er kennt, mit allen Sinnen die er hat.
Sind bestimmte Botenstoffe anders, verändert es unsere Wahrnehmung, die für uns real ist.

Wenn unsere eigene individuelle Wahrnehmung unsere eigene Realität schafft, dann würde diese Welt eigentlich ausschließlich in unseren Gehirn existieren.
Dann dürfte es ja auch keine Wirklichkeit geben?!

Gesellschaftsfähig sein heißt, seine Individualität aufzugeben, um der Herde zu folgen.(H.M.)
30.04.09, 20:51:52
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