Mit dem jüdischen polnisch-britischen Soziologen Zygmunt Bauman besteht Gauck darauf, dass wir auch gegenwärtig und zukünftig das »Unvorstellbare einkalkulieren« müssen. Gauck verdankt Bauman seine erst nach der friedlichen Revolution von 1989/90 »gewandelte Sicht auf den Holocaust«. Gemessen an dem 72-jährigen Gauck, erscheinen seine Kritiker geistig verledert und wenig neugierig. Sie glauben, alles zu wissen. Gegen beunruhigende Einsichten immun, verschanzen sie sich hinter den Sandsäcken ihrer Überzeugungen. Missgelaunt schnarren sie ihre Rechthabereien ins Land. Davon ganz unbeirrt, erklärt Joachim Gauck, dem Leben zugewandt und freundlich: »Humanität ist nie im sicheren Hafen. Sie zerfällt oder wird beschädigt, wenn Ratio und Moral gegeneinander stehen. Unsere Zivilisation ist nicht Geschichte im Endstadium, sondern vorübergehend gesicherte Existenzform.«