ok, dann stelle ich uns ein bisschen vor.
ich bin 1,76 m groß, 33,5 jahre alt, lebe in wien mit meinem mann und zwei töchtern, 1J9M und 4J3M.
die ältere der beiden war immer schon anders als ihre altersgenossen: sie konnte mit knapp 2 jahren noch nicht gehen, dafür komplizierte sätze sprechen. sie hatte lange panische angst vor anderen kindern, vertauschte zwei jahre lang "du" und "ich", vermied monatelang den gebrauch von "ja" und "nein", und modulierte lange zeit ihre sprache nicht. diese auffälligen besonderheiten hat sie mit der zeit abgelegt, und teilweise bin ich sicher, dass es ein willensakt von ihr war (z.b. bei der du-ich-geschichte).
im laufe der zeit wurde uns immer klarer, dass sie ein asperger-syndrom hat. ich habe recht viel darüber gelesen, zuerst quer durchs internet, dann die literatur für dummies von tony attwood, dann die für psychologen von remschmidt usw, dann die von autisten wie nicole schuster (fad) oder axel brauns (nicht fad), und zuletzt bin ich auf dieses forum gestoßen. ohne die beiträge hier wäre mein bild von autismus bzw. asperger-syndrom noch viel unvollständiger als es sowieso ist, und ich bin sehr froh, hier beiträge zu lesen, die leute verfasst haben, die auch anders ticken als ich, und vielleicht ein bisschen ähnlich wie meine tochter.
ich glaube nicht, meine tochter hier in erwachsenenform wiederfinden zu können, aber es hilft mir sehr, ihre sichtweise zu akzeptieren, wenn ich sie schon oft nicht nachvollziehen kann.
ich bin auch sehr froh, hier gelesen zu haben, dass alle (?) autisten die dressurmethoden der verhaltenstherapie ablehnen, weil das tu ich auch. die psychologin, die meiner tochter die diagnose geschrieben hat, würde sie gerne in einer ihrer "gruppen" sehen, aber mir gruselts bei dem gedanken daran.
der alltag mit meiner tochter ist im großen und ganzen recht fein. sie ist ein total hübsches und sympathisches mädel, wirkt auf außenstehende sehr offen und nett, wenn auch vielleicht ein bisschen seltsam, aber da muss man schon genau hinsehen, und vielleicht erlebt haben, wie sie dieselbe geschichte mit denselben worten immer wieder erzählt. aber das hat bisher niemanden gestört.
sie geht seit über einem jahr in einen montessori-kindergarten, was wir alle für sehr wunderbar halten. nach einer dreimonatigen eingewöhnungsphase ist sie ohne mich dort geblieben, und seither geht sie gerne hin. im kindergarten wissen sie übrigens nichts von autismus, dort habe ich nur von wahrnehmungsstörungen gesprochen, denn die hat sie auch (das wissen wir schon lange), und die leiterinnen kennen sich damit aus, und sie behandeln sie auch ohne wissen über autismus so, wie ich es mir wünschen würde.
der meist feine alltag wird momentan durchschnittlich ca. einmal täglich unterbrochen, und dann ist es gar nicht mehr fein. es reicht eine falsche handbewegung von mir, oder ich dreh das radio auf oder ab oder nicht auf oder nicht ab, irgendetwas passiert, was sie sich anders vorgestellt hat. dabei durchbreche ich nicht vielleicht irgendwelche routinen oder regeln (die sind bei uns nicht so wichtig, wie es in den schlauen büchern steht), sondern irgendetwas läuft nicht nach (ihrem) plan. dann verzweifelt sie, beginnt zu weinen und kann sich kaum beruhigen. sie brüllt mich dann an, wie ich dazustehen und dreinzuschauen habe, dass ich nicht mit ihr reden soll, weil es sonst nicht besser wird. ganz allmählich beruhigt sie sich dann, danach muss ich sie noch ausgiebig trösten, aber dabei ja nicht mit ihr sprechen, und irgendwann, nach einer halben oder einer oder eineinhalb stunden, gehts wieder.
diese situationen sind momentan für uns alle sehr belastend, deshalb bin ich jetzt wieder mehr hier im forum. es hilft mir zwar dabei, sie zu verstehen, aber ich bräuchte auch jemanden, der mich versteht, und mir vielleicht irgendwie helfen kann, und daher wollte ich mal in den angehörigenbereich schauen.
im übrigen bin ich eigentlich ganz nett und durchaus anständig, und aus meiner sicht spricht nichts dagegen, mich freizuschalten.