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"Unterwerfung“, der neue Roman von Michel Houellebecq, ist schrecklich. Er entwirft das Bild eines islamistischen Gottesstaates in Frankreich in der nahen Zukunft. Nicht dass der Roman nicht lesenswert wäre. Im Gegenteil: Man kann ihn kaum aus der Hand legen. Man hofft, dass es auf eine Satire hinausläuft, und ahnt, dass die islamischen Verbände dagegen Sturm laufen werden.
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Aus der Ich-Perspektive des Sprachwissenschaftlers François erzählt dieser Roman vom Umbau der französischen Gesellschaft in den Maitagen 2022. Die geschieht so geräuschlos wie effizient, zunächst bemerkt es kaum einer. Zu groß ist die Erleichterung darüber, dass ein Bürgerkrieg beendet werden konnte, bei dem nicht nur die Place de Clichy in Flammen stand. Die bürgerlichen Parteien wie auch die Sozialisten haben, um den zur Macht drängenden Front National zu verhindern, einen Pakt mit der Bruderschaft der Muslime geschlossen. Mohammed Ben Abbes ist der neue, fiktive Präsident im Elysee-Palast, sein Premier wird der (real existierende) Zentrumspolitiker Bayrou.
Als François seine Kündigung aus dem Briefkasten fischt, bemerkt auch er, was die Stunde geschlagen hat: Die neuen Statuten der Islamischen Universität Sorbonne verböten eine Fortsetzung seiner Tätigkeit, schreibt ihm der neue Präsident Robert Rediger. Die Qualität seiner Arbeit sei natürlich über jeden Zweifel erhaben, und es stehe ihm frei, an einer laizistischen Universität zu unterrichten. Sollte er jedoch verzichten, würde man ihm eine monatliche Pension von 3472 Euro zahlen. Dem weltfremden, etwas versponnenen Junggesellen verschlägt es zunächst weniger wegen seiner Entlassung die Sprache als wegen der Zugeständnisse der neuen Machthaber, um Proteste schon im Vorhinein zu verhindern.
Dass die Saudis noch an die Macht der intellektuellen Elite Frankreichs glauben, findet der Professor geradezu rührend. Während die lesbische Direktorin der Sorbonne ihren Platz sofort räumen muss, als die goldene Mondsichel samt Stern über der Universität aufgeht, kann der Rimbaud-Forscher Steve seinen Lehrstuhl behalten. Rimbaud sei schließlich auch konvertiert, lautet die Begründung. François aber weiß, dass den verhassten Kollegen das dreifache Monatssalär mindestens so sehr gereizt haben wird wie die Aussicht, sich nach neuem Recht eine zweite Ehefrau nehmen zu können.
Genüsslich breitet Houellebecq aus, wie sich das Pariser Stadtbild nun Tag für Tag ändert. Erst sind es nur die Frauen, die statt Kleidern und Röcken nur noch Hosen tragen, dazu Schleier, dann verschwinden die koscheren Lebensmittel aus den Supermärkten, und schließlich sind auch die jüdischen Studenten nicht mehr zu sehen. Dass seine Geliebte Myriam fluchtartig mit ihren Eltern das Land in Richtung Israel verlässt, nimmt François ihr persönlich übel.
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Wie mehrere Medien berichten, veröffentlichte Gomez noch ein weiteres Bild von sich, das bei dem Moscheebesuch entstand - und das inzwischen nicht mehr auf ihrem Instagram-Account zu finden ist; vermutlich, weil sie es selbst gelöscht hat. Zu sehen ist eine Frau, das rechte Bein lugt unter dem Schleier hervor, Knöchel und ein Teil der Wade sind erkennbar. "Knöchel-Porno verärgert Moschee-Mitarbeiter", betitelte "TMZ" einen Artikel über das Foto. Demnach würden Gläubige der Moschee sich vor allem an der aufreizenden Pose stören. Zudem sei es respektlos, in dem Gotteshaus zu lachen.
Man sollte schon die Regeln anderer Länder, Kulturen und Religionen einhalten. Ist ja nicht überall auf der Welt, wie in Deutschland, wo jeder von den Einheimischen verlangen kann, sich zurück zu nehmen.
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Zudem knipste ausgerechnet der Hausherr der zweithöchsten Kathedrale Europas den vermeintlichen Verteidigern des Abendlandes das Licht aus. Der Dom blieb am Montagabend unbeleuchtet.
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Doch die Protestler vergäßen dabei, sagte Kardinal Woelki, "dass Gottes Licht wirklich jeden Menschen erleuchtet".
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Pegida hält der Politik einen unangenehmen Spiegel vor, in dem ihre eigenen Tabus sichtbar werden.
Das Tabu zum Beispiel, über die Probleme mit muslimischen Minderheiten in Deutschland lieber nicht zu reden. Das Tabu, dass der moderne Islamismus für das 21. Jahrhundert eine ähnliche geopolitische Bedrohung darstellen könnte wie es der Faschismus und Kommunismus im 20. Jahrhundert gewesen ist. Das Tabu, dass massenhafte Einwanderung von Menschen muslimischen Glaubens weitreichende Folgen für Europa haben wird. Das Tabu, dass es – vom Nikolausfest im Kindergarten über das Frauenbild bis zum Moscheenbau – eine alltägliche und belastende Reibung zwischen westlicher Tradition und muslimischer Forderung gibt. Das Tabu, dass unsere Einwanderungspolitik – ob sie es will oder nicht – am Ende doch Prioritäten setzen muss. Das Tabu, dass Deutschland zwar ein weltoffenes Einwanderungsland sein sollte, aber nicht jeden Flüchtling dieser Welt einfach aufnehmen kann. Das Tabu, dass die Mehrheit der Bevölkerung tolerant und weltoffen denkt und doch die eigene Kultur nur ungern zugunsten anderer beschneiden lässt.
Indem die Politik kritische Auseinandersetzungen mit islamischer Einwanderung tabuisiert, schafft sie einen immer größer werdenden Raum des Ungesagten. Das aber ist nicht gut für die Demokratie. Die obrigkeitsstaatliche Reaktion der Politik lässt den Verdacht keimen, dass sie sich ertappt fühlt mit ihren Versäumnissen und ihren schablonenhaften Denk- und Sprechgeboten.