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Thema: Lebensziele von NA und Autisten (http://www.test.auties.net/topic.php?id=3289)


Geschrieben von: 55555 am: 20.09.09, 13:50:03
Momentan beschäftige ich mich wieder mal mit den Lebensentwürfen von NA und Autisten. Es kommt ja oft vor, daß sich diese Gruppen gegenseitig in ihrem Leben für dumm halten. Dumm wirkt hier wohl etwas am anderen, das einen selbst nicht zufriedenstellen würde. Wenn dazu ein bestimmtes Image von Andersartigkeit hinzukommt wirkt es dann offenbar mitunter ziemlich dumm, was der andere tut.

Fähigkeiten entwickeln sich auch anhand von Interessen, von Zielen. Welche Lebensziele haben NA und Autisten in diesem Forum? Inwiefern lassen sich häufige Unterschiede in der Ausrichtung von Autisten und NA auf verschiedene Lebensziele zurückführen? Ich interessiere mich für die Werte an sich. Mancher wird versucht sein anzugeben "Glück", "Freude", "Leben", etc. - das sagt aber nichts aus, Glück ist eine Umschreibung dessen, was jemand erstrebenswert findet. Mich interessiert, was dieses Erstrebenswerte an sich wäre.


Geschrieben von: Coyote am: 20.09.09, 15:09:26
Zu meinem Lebensziel würde ich sagen, dass ich nach Zufriedenheit strebe.
Was bedeutet das?
Hat vielleicht etwas mit infriedenlassen zu tun. In beiden Wörtern ist das Wort "Frieden" enthalten.
Wenn jedoch jemand mein Notebook unter den fließenden Wasserhahn hält und dieses somit unbrauchbar wird, fällt es mir schwer, Zufriedenheit zu erlangen.
Ich müsste einen völlig anderen Weg einschlagen, um mein Lebensziel zu erreichen. Dazu gehört widerum Mut.
Ich bin sehr wortkarg geworden. Dieses scheint widerum auch nicht jeden zu gefallen.

Zufrieden bin ich z.B. auch, wenn ich etwas, was ich mir vorgenommen habe, bis zum Ende ausgeführt habe. Einen "Punkt" machen kann. Dann fühle ich mich gut.
Das kann eine große Sache, aber auch etwas kleines sein.


Geschrieben von: 55555 am: 20.09.09, 15:35:30
Du willst also gewissermaßen friedvoll leben, nicht darin gestört werden. Was macht dich zufrieden?

Zufriedenheit kann für verschiedene Menschen sehr unterschiedliches bedeuten. Diese ganzen Begriffe wie oben schon erwähnt sind für mich etwas, das Menschen mit Inhalten füllen, sowas wie eine Flasche im Supermarkt, die man kaum an sich beachtet und vor allem wegen ihrem Inhalt schätzt, der sehr verschieden sein kann. Mich interessiert welche inhaltliche Vorlieben es gibt.


Geschrieben von: Nord am: 20.09.09, 22:54:50
lernen zu lieben. jemanden finden die ich dann lieben kann und die mich auch liebt. das halte ich für erstrebenswert. aber ich denke nicht das ich das als mein lebensziel nennen würde. mit dem begriff kann ich nicht viel anfangen wie kann ich wissen was mein lebensziel ist/sein wird. ich weiß ja garnicht wie sich mein leben entwickelt...


Geschrieben von: Coyote am: 21.09.09, 10:32:03
- Lebensziele

- inhaltliche Vorlieben

ist es dasselbe?

Meinst du vielleicht ein Spezialinteresse, welches man intensiv nachgeht und es zum Lebensziel oder Lebensaufgabe macht?

Auf die Gefahr hin, es miszuverstehen, schreibe ich trotzdem mal, weiter.

Zur Zeit fühle ich mich so leer wie eine Flasche, die eigentlich mit bestem Inhalt gefüllt werden sollte.

Aber nicht jetzt. Jetzt habe ich nicht die Ruhe und Gelassenheit für irgendetwas. Nichts, was ich aufnehmen kann. Bei mir ist alles ungeordnet, chaos (innen).

Wenn ich innere Zufriedenheit erlangt habe (das geht, hatte ich schon mal), dann kann auch wieder "Inhalt" rein.

Um dies zu erreichen, muss ich für einige Monate völlig raus aus der Zivilisation (da bin ich mir sicher).
Keine Medien (Zeitung, TV, Telef. ect.). Internet auch nicht.
Wichtig ist Schreibmaterial, um meine Gedanken aufzuschreiben, zu sortieren.
Mitten in der Natur möchte ich mind. sechs Monate keinen Menschen sehen (meinen Hund würde ich viell. mitnehmen).
Nichts mehr von jemanden etwas verstehen und auch nicht verstanden werden.
Nichts mehr von anderen erwarten und auch nicht, dass jemand von mir etwas erwartet.
Nichts mehr fordern und auch nicht, dass jemand von mir etwas fordert.

So kann ganz langsam wieder etwas gefüllt werden, um ein neues Lebensziel zu bekommen. Vielleicht ein Spezialinteresse, vielleicht reicht es mir aber auch, wenn ich nur im Gras liege, den Marienkäfern und den wanderenden Wolken zuschaue.
Dann schreibe ich viell. ein neues Buch - über- na, über die Paarung der Marienkäfer.

"Ruhe in Frieden" steht auf vielen Grabsteinen. Ich möchte es aber in Lebzeiten. Nicht erst so spät ...

@Nord
"Liebe" ist ein sehr dehnbarer Begriff. Klingt nur besser ... Viele Menschen verwechseln diesen Begriff mit irgendetwas anderem.
Dir bleiben dann die schweren Nebenwirkungen erspart, wie z.B. Liebeskummer.
Mein Sohn durchlebte es und wie durch ein Wunder hat er es "überlebt". Nachdem er (wieder mal) bei der Polizei gelandet ist und anschließend (wieder mal) in der Psychiatrie.
Ich habe ihn da immer rausgeboxt, ob das gut war, weiß ich nicht.

BSW: Da ich nun kein Laptop mehr habe (wurde mutwillig zerstört), kann ich nicht mehr so oft ins Internet.

Aber wenn ich gar nicht mehr erscheine - ha - dann habe ich mein Lebensziel erreicht ...


Geschrieben von: Nord am: 21.09.09, 14:51:33
so blöd es klingt auf die eine art wäre ich fast froh über liebeskummer. dann wüsste ich zumindest das ichs kann.


Geschrieben von: Coyote am: 21.09.09, 20:08:30
Zitat von Nord:
lernen zu lieben. jemanden finden die ich dann lieben kann und die mich auch liebt. das halte ich für erstrebenswert. aber ich denke nicht das ich das als mein lebensziel nennen würde.


ach Nord - vielleicht schockt dich ja die 2. Nebenwirkung:
Liebe macht blind
nach dem Motto: denn sie wissen nicht was sie tun ...

Oft ist es auch nur Schall und Rauch.
Und dieses ganz besondere Gefühl - na dieses Prickeln - ach, vergiss es. Sowas brauch ich jetzt nicht mehr.
Dir bleibt vieles erspart.

Wenn du zu einigen Menschen positive, gute oder angenehme Gefühle empfindet, reicht das meiner Meinung nach. Alles was danach kommt, ist oft nur Show.

Liebe ist wie eine Kerze, die sich selbst verzerrt, um anderen zu leuchten. Die stehen dann im hellen Licht und bei dir selbst bleibt nur noch das zerschmolzene Kerzenwachs übrig. Dann wird der Docht ausgedrückt und das war´s dann.
Je weniger man im Leben erwartet, umso weniger wird man enttäuscht.


Geschrieben von: Nord am: 21.09.09, 20:19:36
wiso sollte mich das schocken?

an der stelle muss ich ja direkt fagen was dir lieber ist unwissend und glücklich oder wissend und uglücklich?

deine beschreibungen helfen mir da auch nicht. denn irgendwas muss ja dran sein wenn sich jeder danach sehnt...


Geschrieben von: drvaust am: 22.09.09, 00:15:38
Ich habe keine Lebensziele, in der Art 'Bis dahin will ich kommen.' oder 'Das will ich noch erreichen.'.
Ich will nicht Karriere machen, will keine gesellschaftliche Stellung, will keinen beeindruckenden Besitz usw..
Ich hatte und habe einige Ziele, in der Art 'Was ich angefangen habe, will ich auch erfolgreich beenden',
z.B. mein Studium wollte ich erfolgreich beenden (eigentlich wollte ich nicht studieren, mußte aber meinen Beruf aufgeben).
Mein Lebensziel ist, vereinfacht gesagt, mein Leben angenehm zu leben und möglichst keine Veränderungen.
(Eigentlich ist es nicht übermäßig angenehm, da strebe ich schon eine Verbesserung an.)

Zitat von Nord:
denn irgendwas muss ja dran sein wenn sich jeder danach sehnt...
Nicht Jeder. Wo Licht ist, ist auch Schatten, einige Leute haben das gründlich satt.
Ich habe von Leuten erfahren, denen es dabei schlecht ging, jedoch 'Man muß doch lieben, das ist doch normal.'.
Aber das ist ein anderes Thema.


Geschrieben von: Nord am: 22.09.09, 15:02:39
also zumindest hat sich schonmal jeder danach gesehnt. und nach allgemeiner definition ist es das schönste der welt...


Geschrieben von: zoccoly am: 22.09.09, 21:06:08
Ich habe auch ein Problem mit dem Begriff Ziel, das hört sich für mich so an und wenn ich das erreiche dann bin ich glücklich. Dieses, einer Illusion nachrennen, kenne ich nicht. Ich habe demzufolge auch keine Ziele. Du fragtest aber auch nach Werten. Ich verstehe es so, was macht mich zufrieden?
Ich habe ein tolles Gefühl, wenn ich helfen konnte, wenn ich einen kleinen Anteil daran hatte, dass einer selbstbewusster geworden ist, dass ich meine Tochter so erzogen habe, dass sie jetzt soziale Arbeit studiert, weiß, dass sie dabei nicht das große Geld verdienen wird, Freude daran hat, in der Suppenküche zu arbeiten und nach dem Studium nach Afrika möchte.Ich bin auf die Werte meiner Tochter so stolz, da sie eventuell NA ist, bei meinem Sohn setze ich die Werte voraus.
Das ich jungen Leuten noch was anderes vermitteln kann, als den Einsatz der Ellenbogen, dass sie Spaß haben für eine begrenzte Zeit primitiv zu leben und aufeinander angewiesen zu sein, dass alle falschen Normen fallen, sie nachdenklich werden und sie wieder zum Wahren finden.
Da gibt es noch vieles, aber all das möchte ich immer und immer wieder erreichen. Es macht mich glücklich.


Geschrieben von: anne1 am: 22.09.09, 21:17:42
Hallo, Nord,
ja, Verliebtheit ist ein sehr angenehmer Zustand, weil der Körper dabei Endorphine oder ähnliche Neurotransmitter ausschüttet,
aber sie stört das logische Denken und das rationale Handeln.

Freundschaft, und daraus entstehende Liebe ohne Verliebtheit ist viel sicherer.

In ein A**** kann man sich verlieben (versehentlich,wegen der körperlichen Attraktivität) , befreundet sein kann man nicht.

viel Erfolg,
anne