Zitat:
Ich glaube, dass fokussierte Wahrnehmung bewusster ist und darum der Trieb ausgeblendet wird, denn das kann ich nicht auch noch nebenher bewältigen.
Ich denke der Begriff "fokussiert" gefällt mir nicht in diesem Zusammenhang. Wenn der Trieb lediglich durch die intensive Wahrnehmung verdrängt würde, müßte er ja in längerfristig entspannten Lebenssituationen auftauchen? Da würde ich im Rahmen dieses Ansatzes davon ausgehen, daß es eine Einheit aus "Filtern" und Trieben gibt, die Autisten eben nicht so aufweisen, weil sie weniger grundpsychotische Eigenschaften in sich tragen.
Zitat:
In einem sozialen Kontext, wenn z.B. fünfzehn Leute auf einer Party irgendwie irgendwas mit ihren Gesichtern machen, fühle ich mich schon ziemlich fish out of water.
Das sehe ich eher als "veranlagungskulturellen" Unterschied. Wenn das mit der Fokussierung so stimmen würde, müßte sich dann ein Autist nicht einfach darauf fokussieren können? Warum nicht auf sowas aber auf "Alles" bei diesem Film mit Frau, bei dem die NA wohl halt nicht schaffen wirklich konzentriert zu schauen, weil ihre Triebe mit ihnen abgehen und sie Gesehenes halb im Traum weiterspinnen? Ist ein "Wahrnehmungsfilter" überhaupt etwas anders als ein "Trieb"?
Zitat:
Nein, denn die Fokussierung ist in gewisser Weise eine Reaktion auf die Filterlosigkeit.
Ich würde es vielleicht eher als "Bewußtheit" bezeichnen?
Zitat:
Weil das kein Mensch aushält, 20.000 Sinneseindrücke in der Sekunde, muss man selbstkonstruierte Filter bewusst setzen.
Du findest das demnach also nicht entspannend?
Zitat:
Ich betrachte ja nur eine Bildfolge, nicht zwei parallele Bildfolgen.
Wo wir wieder bei der Frage wären, was ein "Task" eigentlich sein soll.
Zitat:
Ich verstehe schon, was du eigentlich meinst
Tatsächlich? Was meine ich denn?
Zitat:
, aber ich habe mittlerweile eine Art Entwicklung durchlaufen, an deren Ende ich zu dem Schluss kam, dass ich die sprachpolizeilichen Bestrebungen dieser und anderer Communities nur noch bis zu einem gewissen Punkt mit mache.
Na, dann können wir den Neger ja auch Neger sein lassen.
Ich denke der Begriff "fokussiert" gefällt mir nicht in diesem Zusammenhang.
Ich habe keinen besseren. Manche sprechen auch vom Tunnelblick, da mag ich Fokus lieber.
Zitat:
Wenn der Trieb lediglich durch die intensive Wahrnehmung verdrängt würde, müßte er ja in längerfristig entspannten Lebenssituationen auftauchen?
Das ist bei mir der Fall. Zum Beispiel liege ich entspannt am Strand und sehe einen Menschen, den ich attraktiv finde. Oder ich bemerke, dass ich hungrig bin. Vorher war ich in einem stressigen Großraumbüro, umringt von hundert attraktiven Personen und Schokoriegeln, ohne dass ich meinen Trieb spürte.
Ich trenne meine Triebe auch in wichtige und nebensächliche.
Ich verspüre manchmal den dringenden Trieb, meine Blase zu entleeren, das und die Ernährung sind in meinem Ranking wesentlich wichtiger als zum Beispiel der Sexualtrieb.
Triebe, die nicht unmittelbar meinem Überleben und Funktionieren dienen, sind sekundär. Mein Sexualtrieb in der richtigen Situation ist auch sekundär. Vielleicht entscheide ich mich, dass ich lieber ein Sudoku lösen will. Ich entscheide, ob der Trieb ausgelebt wird oder nicht.
Nicht pinkeln oder nicht essen führt zu Schmerzen, keinen Sex haben belastet mich überhaupt nicht.
Zitat:
Da würde ich im Rahmen dieses Ansatzes davon ausgehen, daß es eine Einheit aus "Filtern" und Trieben gibt, die Autisten eben nicht so aufweisen, weil sie weniger grundpsychotische Eigenschaften in sich tragen.
Wieder kann ich nur von mir sprechen. Ich habe Triebe, stellen wir sie uns mal als blinkende Lämpchen vor. Eins für Kühlwasser, eins für Nahrung, eins für Blase entleeren, Darm entleeren, schlafen, Sex haben. Blinkt eins auf, wenn ich gerade konzentriert irgendwas anderes mache, rückt es vielleicht gar nicht in mein Bewusstsein. Es beginnt dann heftiger zu blinken und ich schaue mal nach: Ach, das Hungerlämpchen. Kann ich ignorieren, denn in zwei Stunden treffe ich meinen neuen Schwarm beim Mexikaner. Oder: Oh, das Pinkellämpchen blinkt sehr dringend, dann gehe ich mal das verbrauchte Kühlwasser ablassen und ersetzen.
Ich tue diese Dinge bewusst, ich denke darüber kurz nach. Ich kaufe mir nicht unbedingt eine Cola, nur weil ich eine gesehen habe, denn ich habe sie bewusst im Zusammenhang "Werbung" wahrgenommen.
Die Filter setze ich auch bewusst. Die Küchenuhr tickt zu laut, also versenke ich mich so lange in ein anderes Geräusch, bis das Geräusch der Uhr weg ist. Das geht tatsächlich. Es ist allerdings anstrengend und erfordert Training, bestimmte Reize auszublenden und andere durchzulassen.
Zitat:
Zitat:
In einem sozialen Kontext ... fühle ich mich schon ziemlich fish out of water.
Das sehe ich eher als "veranlagungskulturellen" Unterschied. Wenn das mit der Fokussierung so stimmen würde, müßte sich dann ein Autist nicht einfach darauf fokussieren können? Warum nicht auf sowas aber auf "Alles" bei diesem Film mit Frau, bei dem die NA wohl halt nicht schaffen wirklich konzentriert zu schauen, weil ihre Triebe mit ihnen abgehen und sie Gesehenes halb im Traum weiterspinnen? Ist ein "Wahrnehmungsfilter" überhaupt etwas anders als ein "Trieb"?
Ich könnte mich darauf fokussieren, die Gesichter zu deuten, wenn alle 15 Menschen auf einem Bildschirm wären und langsam nacheinander ihre Grimassen ziehen. Keine Musik, keine Gespräche, nichts das ablenkt.
Ich habe dann ein Ereignisfeld Bildschirm, dessen Größe überschaubar ist.
Das Ereignisfeld "Party" ist dreidimensional, akkustisch, optisch, haptisch und ich kann es nicht mehr bewältigen, ab einem bestimmten Tempo und einer bestimmten Größe.
Ein Filter und ein Trieb sind für mich sehr verschiedene Dinge. Triebe sind die Bedürfnisse meines "inneren Schimpansen", also die des Tieres, für das ich als oberste Kontrollinstanz oder "Herrchen/ Frauchen" verantwortlich bin und Filter sind antrainierte Strategien, um bestimmte Reize ausblenden zu können, die in meinem inneren Schimpansen sonst den Flucht-Trieb auslösen würden.
Zitat:
Zitat:
Nein, denn die Fokussierung ist in gewisser Weise eine Reaktion auf die Filterlosigkeit.
Ich würde es vielleicht eher als "Bewußtheit" bezeichnen?
Bewusste Wahrnehmung trifft es vielleicht. Ich wähle ja aus, was ich bewusst wahrnehmen will, der unbewusste Bereich ist bei mir auch halb bewusst. Ich nehme das "Gefilterte" schon als eine Art Grundrauschen wahr. Die Autos, die vorüber fahren.
Ich höre die natürlich, achte aber nicht darauf, versuche sie auszublenden, blende sie schließlich aus. Mein Fokus ist dann voll und ganz auf "lesen". Nicht auf "hören".
Wenn ich diesen Filter nicht hochfahre oder es nicht schaffe, weil die Autos einfach zu laut sind, dann nehme ich wahr, dass der Wagen eines Bekannten vor dem Haus hält und wenn ich es geschafft habe, mich ganz in meine Welt zu versenken, dann höre ich es zwar auch, aber ich interpretiere es nicht. Ich nehme wahr, aber ordne den Sinn nicht zu. Dann klingelt es an der Tür, ich schrecke auf und weiß, dass ich 30 Sekunden davor den Wagen gehört habe, ohne dem aber eine Bedeutung zuzuordnen, weil ich ja gerade visuellen Zeichen Bedeutungen zuordnen musste.
So in etwa.
Zitat:
Zitat:
Weil das kein Mensch aushält, 20.000 Sinneseindrücke in der Sekunde ...
Du findest das demnach also nicht entspannend?
Filter setzen erfolgt nicht automatisch, sondern ist anstrengend. Ist der Filter dann einmal konstruiert und ich bin auf eine bestimmte Aufgabe konzentriert, ist die Dekonstruktion des Filters auch wieder anstrengend oder besser nervig.
Wenn niemand was von mir will, finde ich es sehr angenehm, von 20K Sinneseindrücken berieselt zu werden, allerdings nicht, wenn zu viel Neues dabei ist.
Einsam am Strand sitzen und Filter runter fahren ist OK.
Zitat:
Wo wir wieder bei der Frage wären, was ein "Task" eigentlich sein soll.
Ich würde es definieren als eine Aufgabe in einem Ereignisfeld unter 2 Prämissen:
1. Das Feld muss klein genug sein, damit ich allen Ereignissen darin schnell genug einen Sinn zuordnen kann und regieren kann und
2. Es darf nur ein "Programm" benutzt werden.
Wie beim Beispiel mit dem Fahrrad kann ich 2 Tasks dort haben, wo andere nur einen haben und umgekehrt. Ein Task ist individuell verschieden.
Wie auch schon sagte, kann der Task "treten" parallel laufen, wenn der andere Task nicht "klatschen" ist, sondern "denken".
Zitat:
Zitat:
Ich verstehe schon, was du eigentlich meinst
Tatsächlich? Was meine ich denn?
Dass die Wortwahl eine gewisse Rolle spielt bei der Kommunikation und bei der Konstruktion bestimmter Vorstellungen von irgendwas.
Zitat:
Na, dann können wir den Neger ja auch Neger sein lassen.
Nein, das ist nicht die aktuelle Selbstbezeichnung der Community.
Und wenn jemand schreibt "Ich bin leider schwarz" statt "Ich werde leider diskriminiert", ist es nicht dasselbe wie "Neger". Und die Aussage "Schwarze haben ein Defizit an glatten Haaren" ist keine Pathologisierung. Außerdem strengt es mich an, in die Sprachwissenschaft zu wechseln, wenn ich gerade über Gehirne nachdenke. Und diese Debatte habe ich schon zu oft und zu ausführlich und über zu viele Jahre geführt, als dass sie mir noch Freude bereiten könnte.